Voller Erbitterung wurde im II. Weltkrieg auf beiden Seiten bis zum Ende gekämpft. Die Geschichte des Luftangriffs auf Hannover am 05. Januar 1945, an dem auch die in Halle abgeschossene Halifax mit der Kennnummer ND 999 teilgenommen hat, macht das deutlich.
Es war der 100. Bombenangriff auf Hannover während des Krieges – und einer der schwersten auf die Stadt überhaupt. 664 Bomber, darunter 340 Flugzeuge des Typs Halifax, 310 des Typs Lancaster und 14 Moskito-Schnellbomber sind am ersten Angriff auf das gesamte Stadtgebiet von Hannover seit Oktober 1943 beteiligt. Neben ausgedehnten Gebäudeschäden sind 250 Tote zu beklagen. Die RAF verliert 23 Halifax- und acht Lancaster-Bomber – so lautet die nüchterne Statistik dieser Schreckensnacht.
Ein großer Teil der Flugzeuge gehörte zur 6. Bomber-Gruppe, in der Verbände der Kanadischen Luftwaffe innerhalb der Royal Air Force zusammengefasst waren. Teil dieser 6. Bomber-Gruppe ist die 425. Squadron, in der vor allem Freiwillige dienen. Eine Besonderheit ist dabei, dass diese Freiwilligen aus dem französischsprachigen Teil Kanadas stammen. Um die Sprachbarriere zu überwinden, wurden rein französischsprachige Geschwader gebildet. In der Praxis war dann oft ein Engländer Teil der siebenköpfigen Crew. Stanley Harrison Moore war ein solcher Mann. Der 19-Jährige Copilot der viermotorigen Maschine mit der offiziellen Bezeichnung »ND 999« stammt aus der Stadt Bradford in Yorkshire. Die besondere Tragik seines Geschicks liegt darin, dass er das einzige Besatzungsmitglied war, das den Krieg nicht überlebte.
Bei einem Angriff durch einen Nachtjäger oder durch die Flak war er getötet und das Flugzeug beschädigt worden. Noch ist nicht bekannt, wo seine Kameraden ausstiegen, doch hinter ihren Namen ist vermerkt, dass sie alle Kriegsgefangene gewesen sind. Während V. E. Brinicompe, L. U. Coleman, N. D. Berry, G. R. Delong, D. C. Mac Keigan und G. E. Rotten das Flugzeug verlassen hatten, flog die Maschine führerlos aus Richtung Bielefeld kommend über den Teuto, ehe sie im Raum Halle abgeschossen wurde – wie es die Zeitzeugen gesehen haben.
Quelle
Haller Kreisblatt Nr. 225, Mittwoch, 26. September 2012